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Swiss Bike Masters 2005
Von einem der auszog sein Bike-Können zu testen.
Wie ich mich von
Berufeswegen gewohnt bin, habe ich mir auch für die Velosaison 2005 ein Ziel
gesetzt.
Das Ziel sollte
natürlich so angesetzt sein, dass auch ein Scheitern oder nur teilweises
Erreichen möglich ist.
So habe ich mich
für die Teilnahme am Bike-Masters in Küblis entschieden. Zum
Saisonbeginn vielleicht eine etwas gewagte Zielsetzung.
Das Ziel
taufte ich: Unternehmen Bike-Masters
Meine
Vorbereitungen während der Saison habe ich natürlich auch auf dieses Ziel
ausgerichtet. Dazu gehörte zum Beispiel auch meine Frühjahrestour ins
Knonaueramt mit dem Rüsler, Buechenegg und dem Pfannenstil.
Selbstverständlich musste auch das Material getestet, kontrolliert und
eventuell repariert werden.
Der kritische
Zeitpunkt in meinen Vorbereitungen war etwa drei Wochen vor dem Start
erreicht. Die Schnupper-Biketour mit Hannes von Küblis zur Carschinahütte und
zurück liessen leichte Zweifel am Gelingen Unternehmen Bike-Masters aufkommen.
Diese Zweifel
wurden bis zum Start durch konsequente mentale Aufbauarbeit beseitigt. Mein
Glaube an ein Gelingen wurde wieder hergestellt.
Die Nervosität
stieg täglich. Schlafstörungen hatte ich deswegen keine, dafür stellte sich
eine gewisse Hyperaktivität ein.
Der erste
Höhepunkt war mit dem Aushändigen der Startnummer und deren Befestigung am
Bike erreicht.
Mit dem
Nachtessen ( Pasta à discretion ) habe ich alle möglichen Kalorienspeicher
gefüllt und der Magen wahrscheinlich überfüllt.
Ich verbrachte
eine sehr unruhige Nacht.
Die Erlösung vom
Nichtschlaf war um 05.45, als Hannes sich bereit machen musste.
An ein
Weiterschlafen war nicht zu denken. Meine Tagwache wäre erst um 07.15
gewesen.
Das Frühstück
wurde kurzfristig vorverlegt, so dass ich sehr viel Zeit bis zu meinem Start
um 08.50 hatte.
Um 08.10 war ich
im Startgelände, gerade rechtzeitig um das Starprozedere der ersten Gruppe mit
Start um 08.20 mitzuverfolgen.
Die ganze
Ambiance, die Begeisterung der Leute, die Nervosität der Fahrer, die
aufpeitschenden Worte des Starters, das war so gewaltig, ich bekam eine
Gänsehaut. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Fast in einer Art Trance begab
ich mich in die Startformation. Mein Startplatz war am Ende der zweiten
Gruppe. Ich war darüber gar nicht so unglücklich.
Ich machte mir meine Ziele nochmals bewusst:
Erstes Ziel fertig fahren; zweites Ziel eine
Zeit von max. 10 Std. erreichen
dann ertönte es:
Drei - zwei -
eins - Start.
Unter tosendem
Applaus wurden die Fahrer auf die Reise geschickt.
So pedalte ich
bis Pany fast in einem Zuschauerspalier. Überall ertönte: Hopp Hansjörg - Hopp
Hansjörg.
Das war eine ganz
eigenartige Fahrt. Ich merkte keine Sekunde, dass es eigentlich bergauf ging.
Ich erreichte
Pany nach 50 Min. Tenuerleichterung, etwas trinken und essen, aufsteigen
weiterfahren.
Ab Pany war der
Zuschauerspalier sehr sehr gelockert. Ab hier realisierte ich, dass
ich bergauf fuhr.
Ich kämpfte mit
mir allein.
Vereinzelt waren
kleiner Gruppen von Zuschauern am Strassenrand und feuerten mich an: Hopp
Hansjörg - Hopp Hansjörg.
Für diese kurze
Zeit war keine Anstrengung zu spüren.
Nach 3Std 10Min
erreichte ich das Bärgli. Ein einmaliges Panorama ins obere Prättigau mit dem
Weissfluhgipfel.
Essen, trinken,
Bidon füllen, weiterfa... laufen, wenigstens die erste Passage.
Nach knapp 4Std.
konnte ich mich bei der Carschinahütte etwas verpflegen. Ich fühlte mich
besser als bei der Schnupper-Tour. Das liess hoffen.
Nach 4Std.
Bergauffahren folgte die erste tolle Abfahrt.
Nach 4Std 25Min.
traf ich in St.Antönien ein. Es war inzwischen 13.15.
Essen, trinken,
Bidon füllen, weiterfahren. Immer das gleich Prozedere.
Es folgte eine
weitere Abfahrt bis zum Frösch.
Der Frösch ist
eine Rampe von 300m Länge und 160 Höhenmeter.
Bei diesem
Gewaltsaufstieg in der Fall-Linie kamen die ersten Gedanken an ein Aufgeben.
Ich war mit meinen Gedanken dermassen mit dem Hochklettern beschäftigt, dass
ich beinahe den Anfang der Abfahrt verpasst hätte.
Bei der Abfahrt
nach Saas verflogen alle Gedanken an ein Aufgeben wieder.
Nach 5Std. 40Min.
erreichte ich Saas. Das gleiche Ritual: Essen, trinken, Bidon füllen,
weiterfahren
Der Aufstieg zur
Madrisa war ein kleineres Martyrium. Die Gedanken an ein Aufgeben kamen wieder
hoch. Ich habe mir die Durchhalteparole befohlen.
Kurz vor dem
Scheitelpunkt war ein Madrisa-Sprint für die "Schnellen" angesetzt. Dieser
Sprint war 1000 Meter. Ich glaube einen so langen Kilometer habe ich noch nie
gefahren.
Nach 7Std. 40Min.
erreichte ich die Madrisa.
Ab diesem
Scheitelpunkt hatte ich nur noch ein Gedanke: Du wirst es schaffen.
Die Abfahrt nach
Klosters war eine grössere Herausforderung. Es sollte alles andere als eine
Fahrt werden. Es war Laufen angesagt. Der untere Teil war dann auch für mich
fahrbar.
Diese "Abfahrt"
endete in Klosters nach 8Std. 30Min. Mittlerweile war es ca. 17.30
Nachdem ich die
restlichen Gel, Bananen, etc reingehauen habe, nahm ich voll motiviert die
letzte Hürde auf den Schiffer in Angriff.
Es bestanden
für mich keine Zweifel: Ich werde das Bike-Masters beenden.
Endlich
nach 9Std. 38Min. erreichte ich unter grossem Applaus von Judith, Melanie,
Ruth, Kurt, Wädi, Roland und Hannes das Ziel.
Vielen Dank. Es
hat sehr gut getan.
Nach einem
ausgiebigen Nachtessen konnte ich um 23.30 mein Bike zu Hause versorgen.
Rückblickend
bleibt ein überwältigender Eindruck und viele schöne Erinnerungen vom
Unternehmen Bike-Master. Vergessen sind alle Anstrengungen. Vergessen sind
alle Gedanken an ein Aufgeben.
Der der auszog
sein Bike-Können zu testen, hat wirklich sein Können unter Beweis stellen
müssen.
Euer Hans-Jörg
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